
30 Jahre
"Sicherheit auf allen Wegen"
Berlin. (DVR) Seit 30 Jahren setzen die gesetzlichen
Unfallversicherungsträger und der Deutsche
Verkehrssicherheitsrat (DVR) das Programm „Sicherheit auf allen
Wegen“ um, das sich an Berufstätige, Auszubildende, Schüler und
Studenten richtet. Kooperationen mit Berufsgenossenschaften und
Betrieben, Unfallkassen und öffentlichen Einrichtungen führen zu
präventiven Maßnahmen, die nicht nur Unfälle verhindern, sondern
dem Arbeitgeber auch Geld sparen.
Mittlerweile hat sich das Programm „Sicherheit auf allen
Wegen“, das 1982 gestartet wurde, zu einem Meilenstein der
betrieblichen Verkehrssicherheitsarbeit entwickelt. Aus Anlass
des 30-jährigen Bestehens widmete sich das diesjährige
DVR-Kolloquium in Berlin unter dem Titel „Verkehrssicherheit
2020“ den Herausforderungen der zukünftigen
Verkehrssicherheitsarbeit in Betrieben und öffentlichen
Einrichtungen. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und der
KRAVAG-Versicherung.
„Auch wenn seit 1982 die Unfallzahlen stark zurückgegangen
sind, machen Wege- und Dienstwegeunfälle noch immer einen großen
Teil der Arbeitsunfälle aus. Die hoch technisierte und sich
ständig verändernde Arbeitswelt stellt sehr hohe Anforderungen
an die Mitarbeiter, die auch in der Präventionsarbeit
berücksichtigt werden müssen“, sagte DVR-Präsident Dr. Walter
Eichendorf zur Begrüßung der rund 80 Teilnehmer.
Verkehrssicherheit gehöre heutzutage untrennbar mit dem Arbeits-
und Gesundheitsschutz in den Betrieben zusammen. Die
Verkehrssicherheit sei mittlerweile auch Bestandteil der
Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA).
Professor Dr. Rüdiger Trimpop von der
Friedrich-Schiller-Universität Jena betrachtete betriebliche
Verkehrssicherheitsarbeit in ihrer Rolle als integrativer Teil
von Managementprozessen und der Arbeitskultur.
„Verkehrssicherheit hört nicht am Werkstor auf“, stellte er klar
und forderte, Präventionsthemen rund um das sichere Fahren und
Transportieren in die Sicherheitsausbildung in den Betrieben zu
integrieren. Unter dem Motto „lebenslange Weiterbildung“ komme
es darauf an, disziplinübergreifende Maßnahmen und Projekte zu
fördern. Für Trimpop ist klar: „Was ich im Betrieb lerne,
vergesse ich nicht, wenn ich privat unterwegs bin.“
Die Akteure der Verkehrssicherheitsarbeit und des Arbeits-
und Gesundheitsschutzes müssten viel enger zusammenarbeiten. „Es
geht zukünftig darum, Brücken zu bauen und Mauern in den Köpfen
einzureißen“, forderte der Wissenschaftler. Den DVR betrachtete
er mit Blick auf dessen koordinierende Funktion als wichtigen
„Brückenbauer“.
Prävention verhindert Unfälle
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ – unter
diesem Motto machte Bernd Fuhrländer, Geschäftsführer der
Unfallkasse Hessen, deutlich, dass Verkehrsteilnehmer, die
bereits im Kindesalter etwas über Wegeunfallprävention gelernt
haben, davon ein Leben lang profitieren. Präventionsangebote für
Schüler in diesem Bereich seien notwendig, möglich und würden
eine nachhaltige Wirkung entfalten. Immerhin gehe es in der
Schülerunfallversicherung um 17 Millionen Versicherte und rund
125.000 Wegeunfälle pro Jahr. Auch Fuhrländer plädierte dafür,
die Verkehrssicherheitsarbeit für Kinder und Jugendliche besser
zu koordinieren. „Hier ist noch viel Luft nach oben“, sagte der
Präventionsexperte.
In der anschließenden Podiumsdiskussion machten die Experten
deutlich, dass die Sicherheit der Mitarbeiter in den Betrieben
nicht auf dem Parkplatz enden dürfe. Das Sicherheitsbedürfnis in
den Firmen sei sehr unterschiedlich ausgeprägt. Einig waren sich
die Diskutanten über die wichtige Vorbildfunktion von
Vorgesetzten. Verkehrssicherheitsarbeit in den Betrieben müsse
von oben nach unten funktionieren.
Klar sei auch, Prävention kostet Geld. Allerdings sei es zu
kurzsichtig, nur über die Kostenseite zu argumentieren.
Investitionen in gute Präventionsarbeit sei gut angelegtes Geld
und lohnten sich am Ende auch wirtschaftlich.
Angebote für Betriebe
Das Thema Verkehrssicherheit werde oftmals noch zu
stiefmütterlich behandelt, auch wenn sich in den vergangenen 30
Jahren im positiven Sinne viel entwickelt habe, ganz besonders
bei den Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Dennoch bleibe
es schwierig, ein Bewusstsein für die sichere Teilnahme am
Straßenverkehr zu schaffen. Wichtig sei daher die individuelle
Ansprache der Mitarbeiter. Angebote, die über
Fahrsicherheitstrainings und Fahrzeug-Checks hinausgingen, gebe
es. Beispielhaft erwähnt wurden die Programme PROFILER und
GUROM, die der DVR initiiert hat. PROFILER richtet sich an junge
Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren. Dieses Verfahren
ermöglicht es, Fahrer mit einem vermeintlich höheren
Unfallrisiko im Straßenverkehr zu identifizieren. Es handelt
sich um ein Programm zur Analyse und zum Ausbau persönlicher
Stärken im Straßenverkehr.
Mit GUROM (Gefährdungsbeurteilung und Risikobewertung
organisationaler Mobilität) haben Betriebe die Möglichkeit, eine
Gefährdungsbeurteilung aller Wege auf individueller,
Organisations- und Branchenebene durchzuführen. Beauftragt vom
DVR und unterstützt durch Experten aus Berufsgenossenschaften
und Unfallkassen sowie der DGUV arbeiten die Wissenschaftler
daran, für alle Versicherten eine Möglichkeit zu schaffen,
Gefährdungen der Verkehrssicherheit zu bestimmen und darauf
aufbauend Maßnahmen vorzuschlagen, die diese Gefährdungen
minimieren.
Darüber hinaus bietet der DVR über entsprechend ausgebildete
Trainer einstündige Kurztrainings an, in denen die Teilnehmer im
Realverkehr die Techniken des sicheren und spritsparenden
Fahrens kennenlernen.
Teilnehmer der von Steffi Neu (WDR) moderierten
Podiumsdiskussion waren Annett Engelke, freiberufliche
Referentin Verkehrssicherheit und Gesundheitsprävention, Jochen
Danker, Coach und Fahrlehrer, Alexander Danne,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Jena, Thomas
Nagel, Leiter Public Affairs Michelin Reifenwerke AG, und Ulrich
Zilz, Ausbildungsreferent Berufsgenossenschaft Holz und Metall.
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